Wie kann man dafür argumentieren, dass es gut ist, dass die AfD im Bundestag vertreten ist?
Ein Großteil der Zeitungsartikel in Politikressorts bringt scheinbar ein Bedauern über die Existenz einer AfD-Bundestagsfraktion aus. Es ist also sicherlich nicht schwierig, Gründe dafür zu finden, warum es schlecht ist, dass die "Alternative für Deutschland" im Deutschen Bundestag vertreten ist (z.B.: "Remigration"). Es gibt allerdings auch mindestens zwei Argumente für die dem entgegengesetzte "unpopular opinion", dass es also gut ist, dass die AfD im Bundestag sitzt. Dies sind Gründe, die auch Menschen vertreten können müssten, denen die AfD zu rechts ist, die sich aber nicht als links bezeichnen würden.
Integration in das politische System
Die AfD-Fraktion im Bundestag ist ein Beleg dafür, dass das Parlamentarische System in Deutschland funktioniert. Da die AfD im Bundestag vertreten ist, werden die Stimmen, die sie wählen – eben dadurch – ins parlamentarische System integriert. Diese Stimmen müssen sich nicht primär außerparlamentarisch äußern, sondern fließen ein in die in der Verfassung vorgesehene politische Willensbildung. Wäre die AfD bzw. generell eine Partei "rechts von der CDU/CSU" nicht im Parlament vertreten, gäbe es diese Stimmen vermutlich trotzdem. Aber wie würden die sich dann artikulieren? Auf der Straße? Insofern ist es gut, dass die AfD im Bundestag vertreten ist. Das gleiche lässt sich auch über linke Parteien sagen.
Korrektiv des politischen Trends
Das gegenwärtige politische System lässt dem Wähler in Wahlen und Abstimmungen nicht besonders viele Möglichkeiten, differenziert Standpunkte zu vertreten und diese "nach Berlin" weiterzugeben. Jeder kann sich zwar publizistisch äußern oder in einer Partei mitwirken, aber darüber hinaus bleibt einem nur übrig, alle vier Jahre eine Stimme für eine Partei abzugeben. Da sicher niemand in allen Punkten mit einer Partei, d.h. einem Wahlprogramm, zustimmt, muss man Abstriche machen. In Deutschland haben wir bei der Wahl zum Deutschen Bundestag leider weder eine Präferenzwahl noch ein Grabenwahlsystem. Die Folge ist, dass jeder Wähler letztendlich nur eine Stimme für das kleinste Übel (oder die größtmögliche Übereinstimmung) hat, die die Mehrheit im Parlament beeinflusst. Wie sagt ein CDU-Wähler, dass er den Kurs der CDU zu links findet? Da gibt es nur eine Möglichkeit: eine Partei rechts der CDU wählen. Insofern ist die Existenz der AfD ein mögliches Korrektiv, um innerhalb des im Grundgesetz vorgesehenen politischen Systems eine "zu linke" Politik zu korrigieren. Davon profitieren auch alle, denen die AfD zu rechts ist, aber viele Bundestagsbeschlüsse der letzten Jahre zu links waren.