Wie geht man mit postfaktischen Politikern richtig um?
Wenn ein Wort zum Wort des Jahres gewählt wird, ist es eigentlich an der Zeit, es nicht mehr zu verwenden, da man es schon nicht mehr hören kann oder will. Doch wenn es postfaktische Politiker gibt, so muss man mit dieser Realität auch umgehen. Doch wie macht man das?
äußere oder innere Konsistenz oder sogar Kohärenz
Wie im Artikel über den Unterschied von Kohärenz und Konsistenz dargestellt, kann man unterscheiden zwischen der bloßen Widerspruchslosigkeit von Aussagen und darüber hinaus einander stützenden Aussagen. Allerdings ist es auch möglich zu unterscheiden zwischen einer äußeren Sphäre und einer inneren. Wenn Rudy Giuliani, der ehemalige Bürgermeister von New York sagt, dass es vor Obama keine islamistischen Terroranschläge in den USA gab, dann kann man an 9/11 denken und weiß, dass diese Aussage nicht konsistent mit dem eigenen Wissen über Terror in den USA ist. Giuliani widerspricht der äußeren Wirklichkeit. In postfaktischen Zeiten wird allerdings permanent etwas behauptet, was man erst im Nachhinein überprüft werden kann. Man muss für Aussagen wie vom ehemaligen Bürgermeister New Yorks Wissen haben, das über seine Aussage hinausgeht. Man muss seine Aussage mit anderen Vergleichen, zum Beispiel mit Bildern von 2001. Das braucht Zeit.
Viel leichter dagegen ist es, wenn man die innere Konsistenz überprüft: Ist es logisch, was der Politiker sagt? Widerspricht er sich selbst? Dabei ist es hilfreich, wenn man diese Politiker ihre Behauptungen belegen lässt und nicht selbst die Mühe auf sich nimmt, sie immer zu widerlegen.
Hat man Trumps Aussagen bei den US-Wahlen verfolgt, kommt man hier dennoch zu Problemen: Er ist nicht bloß gegen alle Konventionen, was nun wirklich nicht schlecht sein muss, sondern er ist auch gegen jegliche Logik. Bei Donald Trump funktioniert Logik wohl wie in der Kirche, wenn man fragt, ob der allmächtige "Gott" einen Stein erschaffen kann, den er selbst nicht hochheben kann. Während man an der Allmächtigkeit Gottes zweifeln müsste, wenn er diesen Stein nicht erschaffen könnte, müsste man allerdings auch an Gott zweifeln, wenn er ihn nicht hochheben kann. Religiöse Menschen könnten darauf antworten, dass er diesen Stein erschaffen kann - und ihn dennoch hochheben könnte, da er über unserer Logik steht und wir Menschen Gott nicht verstehen können.
Donald Trump steht über der Logik: Seine Worte sind unergründlich
Im Fall von Donald Trump hilft selbst das Beharren auf eine innere Konsistenz oder gar Kohärenz nichts – seine Aussagen brauchen keinen Realitätsbezug. Wie in diesem Video zu sehen ist, kann der designierte Präsident Donald J. Trump nun wirklich alles sagen, was er will. Er kann sogar zugeben, dass er immer behaupten oder vertreten wird, was er gerade je nach Lust und Laune will und seine Anhänger stehen dennoch zu ihm:
- Auf seiner Thank-You-Tour lobt er den Sprecher des Repräsentantenhauses Paul Ryan über alles und gab direkt zu, dass er nichts dergleichen sagen würde, wenn Ryan sich gegen ihn stellen würde.
- Genauso gibt er offen zu, dass er das politische System der USA nur als "manipuliert" bezeichnet hat, als er noch nicht gewählt war und er dies nun natürlich nicht mehr sagt, da es ihm nun egal ist. Auch dies beschert Donald Trump den Jubel seiner Anhänger.
- Ebenso wollte er Hillary Clinton wegsperren, was nun für ihn keine Rolle mehr spielt, da er nun gewonnen hat. Eigentlich hatte Trump den Spruch "Lock her up!" nicht einmal vor der Wahl gut gefunden, da aber seine Anhänger ihn gut fanden, wiederholte er ihn immer wieder. Der Spruch hatte sich eben gut angehört für seine Anhänger. Nun gibt Donald Trump offen zu, dass Clinton ihm völlig egal ist. Alles hatte bloß den Zweck, gewählt zu werden.
- Auch wollte er den Korruptionssumpf austrocknen, bzw. sagte er dies. Nun gibt er auch in diesem Thema zu, dass dies eigentlich nicht meinte. Er hat es aber so gesagt, als ob er es meinte, da seine Wähler die gut fanden. Auch dafür lobt er sich wieder und lacht...
Man muss eigentlich meinen, Donald J. Trump ist eine Parodie auf amerikanische Präsidenten – oder er ist ein Komiker, der sich über seine eigenen Wähler lustig macht.