Theatralik im Schlaglicht: Füssli. Drama und Theater

  • Von Professor Zaius
  • 15. Februar 2019

In Basel neigt sich gerade eine der eindrucksvollsten Ausstellungen der letzten Jahre dem Ende zu. Bis zum 17. Februar 2019 kann man noch „Füssli: Drama und Theater“ besichtigen. Im gleichnamigen Ausstellungskatalog, herausgegeben vom Prestel Verlag, bleibt diese länger erhalten, insbesondere weil er das Potential besitzt, zum Standardwerk zu avancieren. Durch das Thema „Drama und Theater“ versammelt der Bildband eine repräsentative Auswahl von 69 Gemälden des äußerst literaturinteressierten Künstlers Johann Heinrich Füssli (auch bekannt als Henry Fuseli), die im Innenteil präsentiert werden. Das ist eine sehr hohe Anzahl an Werken, von denen die meisten eine derart hohe Qualität künstlerischen Ausdrucks besitzen, dass sie sich, voneinander isoliert betrachtet, als Kernstücke ganzer Ausstellungsreihen anbieten. So zum Beispiel das Motiv des „Nachtmahrs“, das 2017 im Frankfurter Goethehaus besichtigt werden konnte.

Füsslis Bildwelten sind prägend für das heutige Verständnis von Schauerromantik. Sein Stil und der seiner Nachfolger, besonders Blake, wird oft als Gothic-Art bezeichnet und ist vielzitiert. Füssli: Drama und Theater kann sich jenseits dieser einseitigen thematischen Einengung positionieren und gerade dadurch die ästhetischen Einflüsse der „schwarzen Romantik“ besser herausarbeiten. Die einfach lesbaren Einführungstexte beleuchten auf spannende Weise die Inspirationen von Füsslis Bildsprache, die hier als ein transnationales Zusammenspiel der ästhetischen Ansichten seiner Schweizer Mentoren Bodmer und Breitinger sowie seiner Theatereindrücke in England gedeutet werden. Etwas zu kurz kommt bei dieser Schilderung Füsslis eigenes dichterisches Werk, welches sich größtenteils an Klopstock orientiert. Dafür wird allerdings der Kontakt zu anderen Künstlern und besonders Literaten seiner Zeit hinreichend gut beleuchtet, sodass sich Füssli als eine feste Größe des kulturellen Lebens im 18. Jahrhundert einordnen lässt. Die Monographie glänzt nicht nur mit biographischen und historischen Details, sondern präsentiert zudem in der zweiten Hälfte eine Analyse der von Füssli verwendeten Materialien und Verfahren. In einem separaten Schlusskapitel finden sich Bildbeschreibungen aller im Katalog vorgestellten Gemälde mit Originalzitaten der literarischen Szenen, auf die sie sich beziehen.

Äußerst gelungen ist die Präsentation dieses dichten Programms. Die feste Bindung in Halbleinen ist ein erster Hinweis auf die Wertigkeit des vorliegenden Bildbands. Es wird nicht mit Bildmaterial gegeizt und die Gestaltung hebt dieses zusätzlich hervor. Der Textteil ist klug vom Bildteil separiert, sodass das Lese- und Betrachtungsinteresse unabhängig voneinander befriedigt werden können. Während die matte Ausführung des Textteils und die verhältnismäßig große Schrift die Lesbarkeit fördern, erhöht der hochwertige und detaillierte Farbdruck auf Glanzpapier den Effekt der für Füssli charakteristischen Hell-Dunkel Malerei. Das Format ist mit 21,5 x 27,5 cm handlich. Das Bildmaterial besitzt eine akzeptable Größe, einziges Manko ist das Verschwinden der zentralen Bildelemente in der Bindung bei großen Gemälden, die zweiseitig präsentiert werden.

Wenn es einen idealen Katalog je gegeben hat, so findet sich in seiner nächsten Nähe bestimmt Füssli: Drama und Theater. Die großartige Kunst Füsslis wird hier hervorragend und zugänglich wiedergegeben. Er ist all jenen Leserinnen und Lesern zu empfehlen, die sich sowohl für die exzentrische Kombination romantischer und barocker Kunst, als auch für die Rezeption klassischer europäischer Literatur begeistern können.

Füssli: Drama und Theater
Herausgeber: Kunstmuseum Basel, Eva Reifert
Erscheinungsjahr: 2018
ISBN: 978-3-7913-5757-7
Preis: 49,00 EUR
ggf. zzgl. Versandkosten
Hardcover, Pappband, 240 Seiten, 21,5 x 27,5 cm, 95 farbige Abbildungen, 29 s/w Abbildungen
Füssli: Drama und Theater – Herausgegeben von Kunstmuseum Basel und Eva Reifert.
Affenspaß.de bedankt sich für das kostenlose Rezensionsexemplar bei Frau Pia Werner vom Prestel Verlag.

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