Sind Horoskope und Sternzeichen Wissenschaft oder Unsinn?

  • Von Michael Crass
  • 25. Mai 2019

Man kennt es von Katholiken1, Muslimen1 und kleinen Kindern: Für jede fabelhafte Phantasie2, die sich je ein Mensch ausgedacht hat, gibt es irgendwen, der dran glaubt. An was wird nicht alles geglaubt: an den, der regelmäßig seinen Leib und sein Blut (eigen-) willig zur Verköstigung bereitstellt; an den Osterhasen; an diverse Götter – und eben auch an Horoskope.

Was ist Astrologie?

Dieser Begriff wurde aus griechischen Wörtern gebildet und könnte mit Lehre von den Sternen übersetzt werden. Durch den Wortteil logie von logos helfen der Astrologie (und allen, die sie gewerblich betreiben) die Assoziationen zu Wissenschaften, wie etwa der Dianoiologie, der Epistemologie oder der Zoologie. Dadurch kann sie leicht (-fertig) zu Wissenschaften wie der Astronomie, die mit ihr vor der Aufklärung noch eine Einheit bildete, zugerechnet oder mit ihnen verwechselt werden.

Die Astrologie deutet Zusammenhänge zwischen astronomischen Ereignissen (bspw. Kometen) bzw. Konstellationen von Himmelskörpern (etwa "Bilder", die Gestirne wie Sonne, Mond und Sterne in den Himmel "zeichnen") und irdischen Geschehnissen (wie Geburten oder3 Katastrophen). In der Astrologie gibt es die Vorstellung, dass weit entfernte Sterne die persönlichen Schicksale von Menschen stark beeinflussen, und wir daher den Himmel wie ein Buch lesen sollten. Diese Vorstellung gab es schon vor 4.000 Jahren in Mesopotamien, wo man nicht nur in den Innereien von Tieren die Zukunft "las", sondern dafür auch in den Himmel blickte, um die Staatspolitik gescheit zu lenken.

Wissenschaftliche Studien, die sich u.a. dadurch auszeichnen, dass sie ihre Methoden stets offenlegen, sodass ihre Ergebnisse und Behauptungen immer überprüft und falsifiziert werden können, haben gezeigt, dass Aussagen oder Prophezeiungen der Astrologie mit der gleichen Wahrscheinlichkeit zutreffen wie völlig willkürliche oder geratene Aussagen.4 Für solche Studien braucht es natürlich erst einmal klare Aussagen, auf die man Astrologen festnageln können muss. Meist handelt es sich allerdings um vage Aussagen, die jeder leicht auf sich und seine aktuelle Situation beziehen kann (Barnum-Effekt).

Was ist ein Sternzeichen?

Mit Sternzeichen sind Tierkreiszeichen gemeint. Die in diesem Artikel und Quiz thematisierten wurden in der europäischen Antike definiert, als man noch davon ausging, dass Sonne, Mond und (andere) Sterne sich um die Erde drehen. Man hat die jährliche Laufbahn der Sonne im Himmel durch 12 geteilt und für alle 30 Grad ein Tierkreiszeichen aus Sternenkonstellationen) am Nachthimmel festgelegt. Da mit der Laufbahn (Ekliptik) der Sonne, die sich am Himmel in Bezug zu den (anderen) Sternen zu bewegen scheint, zeitliche Intervalle verbunden sind, kann man Tierkreiszeichen kalendarisch fixieren und heutzutage sagen, dass ein am 21. Mai geborener Mensch "Stier" ist. Man verbindet den Kalender mit einer Sternenkonstellation, die am Nachthimmel zu sehen sein sollte. Dabei sollte allerdings beachtet werden, dass die Erde durchaus nicht fix im Raum hängt, ja nicht einmal sich in Bezug zur Sonne immer im jährlichen Rhythmus sich gleich dreht. Die Erdachse selbst ist nämlich "in Bewegung", sie torkelt, was als Präzession bekannt ist. Dadurch stellt sich die Frage, woran die Sternbilder "festzumachen" sind. Unsere Kalender und der Nachthimmel laufen nicht synchron, wie auch Mond- und Sonnenkalender nicht in Einklang zu bringen sind. Wer sich nach Sternzeichen richtet, lebt gewissermaßen hinter dem Mond.

Die 12 Sternzeichen sind: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Seit 1928 teilt die Internationale Astronomische Union das Jahr in 13 Tierkreiszeichen zu je 20 Grad auf und benennt den Zeitraum vom 30. November – 18. Dezember nach dem Bild, das die Sonne scheinbar durchläuft (sie bewegt sich aber eigentlich weniger als die Erde!): Schlangenträger. Die gängigen Horoskope, mit denen man in den weniger anspruchsvollen Medien freundlicherweise versorgt wird, bleiben allerdings bei den derzeit noch besser verkäuflichen 12 Tierkreiszeichen – nachvollziehbare, transparente Wissenschaft eben.

Was ist ein Horoskop?

Das stets unerwünschte Highlight am Morgen, welches preisgibt unsere künftigen Sorgen.

Der Begriff Horoskop meint unter Astrologen nicht mehr als eine zweidimensionale Zeichnung eines geozentrischen Systems mit als relevant betrachteten Himmelskörpern. Sie soll die Situation am Himmel zum Zeitpunkt einer Geburt aus der Perspektive des Geburtsorts zeigen. Wissenschaftlicher erscheint die Astrologie dadurch, dass sie sich von gewöhnlichen Zeitungshoroskopen abgrenzt und den Eindruck von Komplexität immer weiter verstärkt. Dazu nimmt sie nicht einfach Tierkreiszeichen bzw. Sternbilder zur Berechnung eines Horoskops, sondern nimmt Bezug auf eine Vielzahl von Himmelskörpern, Zonen und vermeintlicher Kräfte.

Aus der Konstellation am Himmel zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen versuchen Astrologen, ob nun mit der Berücksichtigung von einigen wenigen oder doch mehreren Himmelskörpern, Eigenschaften und Schicksale von Menschen vorherzubestimmen.


  1. Hier seien diejenigen Menschen ausgenommen, die bloß formal zu diesen Religionsgemeinschaften gehören und bei einem Austritt Nachteile sozialer, ökonomischer oder psychischer Art zu befürchten hätten.
  2. Eine frühere Version dieses Artikels war weniger demütig und enthielt noch das Wort "Blödsinn".
  3. Wer dieses Oder nicht als ein ausschließendes lesen möchte, dem seien David Benatar, Philipp Mainländer und Arthur Schopenhauer wärmstens empfohlen.
  4. Carlson Shawn: A double-blind test of astrology. In: Nature. 318, Dezember 1985, S. 419–425. doi:10.1038/318419a0.

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