Quaestio: Sind Kinobesuche meist sinnlos?

  • Von Michael Crass
  • 8. Dezember 2017

Es fragt sich in dieser nicht ganz ernst gemeinten Quaestio gewissermaßen, ob man sich zum Kinobesuch verurteilen muss, weil sie meist sinnlos sind.

  • Ins Kino zu gehen bedeutet, Informationen zu bekommen. Informationen sind nur schlecht und nutzlos für Personen, die sie nicht haben. Nutzen ist sinnvoll. Ins Kino zu gehen ist also sinnvoll.
  • Ins Kino zu gehen ist Kunstkonsum. Willensverneinung ist Leidfreiheit. Willensverneinung Leidfreiheit ist das höchste erreichbare Gut (Schopenhauer). Das höchste Gut ist gut. Kunstkonsum ist gut. Wenn etwas gut ist, dann ist es sinnvoll. Ins Kino zu gehen ist also sinnvoll.
  • Wenn etwas gut ist, ist es sinnvoll. Wirtschaftswachstum ist gut. Kinobesuche stellen eine Wirtschaftsnachfrage dar. Die Nachfrage steigert das Wachstum. Ins Kino zu gehen ist also sinnvoll.

Dagegen meinte doch Adorno, dass er aus jedem Besuch eines Kinos dümmer herauskäme (MM 5). Also sollte man sagen, dass Kinobesuche sinnlos sind.

Die gesellschaftliche Realität ist moralisch schlecht. Die Reproduktion von moralisch Schlechtem ist sinnlos. Im Kino wird meist die gesellschaftliche Realität reproduziert. Im Kino kann man meist nur Sinnloses betrachten. Die Betrachtung von Sinnlosem ist sinnlos. Ein Kinobesuch ist meist sinnlos.

  • Alle Informationen sind Meme (Dawkins). Das NS-Gedankengut ist schädlich. Das NS-Gedankengut ist ein Komplex aus Memen. Es gibt schädliche Meme. Der Konsum von schädlichen Memen ist nicht sinnvoll. Es gab Kinofilme mit NS-Gedankengut. Also ist der Kinobesuch nicht notwendig sinnvoll.
  • Ins Kino zu gehen bedeutet Zerstreuung. Wenn etwas Zerstreuung ist, dann ist es Willensverneinung. Dann bedeutet es Leidfreiheit. Allerdings kann der Konsum von diesem Konsumgut im Nachhinein Leid verursachen. Wenn etwas Leid verursacht, ist es nicht notwendig Damit ist ein Kinobesuch höchstens kurzfristig sinnvoll.
  • Wirtschaftswachstum kann nicht gut sein, wenn nicht seine Quelle oder Folge gut ist.
    1. Eine Steigerung der Produktivität steigert das Wachstum. Produktivität kann gesteigert werden durch Sklaverei oder Vernachlässigung der Umwelt. Sklaverei ist nicht gut. Die Vernachlässigung der Umwelt ist nicht gut. Wirtschaftswachstum wird nicht notwendig gut geschaffen. Also ist Wirtschaftswachstum nicht notwendig gut.
    2. Wenn das Wirtschaftswachstum anders geschaffen wird, so stellt sich dennoch die Frage, ob die Folgen von Wirtschaftswachstum notwendig gut sind. Bei üblichem Zuwachs der Produktivität verhindert Wirtschaftswachstum einen Stellenabbau[1]. Wenn Stellen abgebaut werden, müssen weniger Menschen arbeiten. Was Menschen intrinsisch wollen ist sinnvoll. Was Menschen nur extrinsisch motiviert wollen, ist schlecht. Wenn Menschen arbeiten müssen, dann sind sie extrinsisch motiviert. Stellenabbau trifft üblicherweise schlecht bezahlte Jobs. Stellenabbau trifft üblicherweise physische Jobs. Stellenabbau trifft üblicherweise monotone Jobs. Wenn Menschen monoton und physisch und schlecht bezahlt arbeiten, so sind sie nur extrinsisch motiviert. Wenn etwas schlecht ist, aber nicht notwendig, dann ist es sinnlos. Wenn etwas vom Stellenabbau bedroht ist, ist es nicht notwendig. Durch Wirtschaftswachstum werden sinnlose Jobs erhalten. Wenn Wirtschaftswachstum sinnlose Folgen hat, ist Wirtschaftswachstum schlecht. Wirtschaftswachstum ist nicht gut.

[1] Der Fehler von 3b liegt hierin: Das Gesamtsystem verliert weniger Arbeitsplätze. Es geht nicht um spezielle Jobs.

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