Immanuel Kant: hypothetische und kategorische Imperative

Bei Immanuel Kant denkt man sofort an den Kategorischen Imperativ. Doch das ist nicht der einzige Imperativ, den Kant beschrieben hat. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Imperative: hypothetische und kategorische. Ein Imperativ ist ein Sollen aus dem Verstand, das den Willen nötigt.

Hypothetische Imperative

Hypothetische Imperative haben allesamt gemein, dass sie auf einen Zweck ausgerichtet sind.

Die problematisch-praktischen Imperative sind technisch. Sie sind Regeln der Geschicklichkeit, die einen Gebrauch von Mitteln für einen konkreten Zweck fordern und sind a priori „richtig“: Wer den Zweck will, will auch die Mittel dazu. Dabei geht es nicht um Moral, sondern eben um Geschicklichkeit. Will man einen Menschen erstechen, so sollte man aus technischen Gründen einen spitzen Gegenstand nutzen, beispielsweise ein Messer. Will man ein Medikament haben, so sollte man zu einer Apotheke gehen.

Die assertorisch-praktischen Imperative sind pragmatische Ratschläge, deren Richtigkeit sich empirisch, also a posteriori, erweisen. Es sind bloß Ratschläge zur langfristigen Glückseligkeit, da es hier keine festen Regeln geben kann. Niemand weiß a priori, was nützlich ist zur subjektive Glückseligkeit. Auch hier gilt: Wer den Zweck will, will auch die Mittel. Allerdings ist bei Fragen der Glückseligkeit nicht bekannt, was im Einzelfall die Mittel sind. Ist Reichtum, ein langes Leben, Risikoaversion oder Erkenntnis hilfreich zur Glückseligkeit? Das ist a priori unklar.

Kategorischer Imperativ

Kategorische Imperative sind a priori richtig. Es handelt sich um moralische Gebote/Gesetze mit objektiver Notwendigkeit zur Sittlichkeit mit einem Selbstzweck. Sie sind zeitlos gültig. Die Maxime, also das subjektive Prinzip, nach dem man handelt, soll so gewählt werden, dass man wollen kann, dass sie zugleich ein Gesetz ist. Wäre das nicht möglich oder wünschenswert, so ist die eigene Maxime schlecht gewählt. Beispielsweise ist eine Maxime schlecht, die das Lügen immer erlaubt, da in einer Welt, in der dies ein Gesetz ist, kein Mensch mehr Versprechen geben kann, denen geglaubt wird. Damit würde auch das Lügen keinen Sinn mehr machen.

Es gibt den Kategorischen Imperativ (KI) als Universalisierungsformel, Selbstzweckformel, Naturgesetzformel und Reich-der-Zwecke-Formel. Die Grundformel ist in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten die zuerst erwähnte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (AA IV, 421). Alle andere KI sind davon abgeleitet. Zum Beispiel: "Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte.“ (AA IV, 421) oder „Denn vernünftige Wesen stehen alle unter dem Gesetz, dass jedes derselben sich selbst und alle andere niemals bloß als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandeln solle.“ (AA IV, 433)


Literatur: Immanuel Kant: GMS, AA IV

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