Die bekannte Komödie Fack ju Göhte aus dem Jahr 2013 schreibt den Namen des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) absichtlich falsch und suggeriert, dass diese Schreibung mit Umlaut eher von Ungebildeten oder nur von Ungebildeten genutzt wird. Obgleich das wahr sein kann, ist es sinnvoll, sich klarzumachen, warum man heute Goethe schreibt und wieso das richtig ist.
Wie im Briefwechsel von Schiller dokumentiert, war es um 1800 nicht undenkbar, Göthe zu schreiben. Schiller schrieb an Körner: „Dieser Mensch, dieser Göthe ist mir einmal im Wege.“ (NA 25, S. 222; 9.3.1789). Auch in Briefen an Goethe verwendete Schiller diese Schreibweise. Goethe selbst kann sich daran kaum gestört haben.
Auch Arthur Schopenhauer, der mit Goethe eine Zeit lang Kontakt hatte, schreibt in seinen Werken Göthe: „Darum sagt Göthe: Laß Dich nur zu keiner Zeit Zum Widerspruch verleiten: Weise verfallen in Unwissenheit, Wenn sie mit Unwissenden streiten.“ (Parerga und Paralipomena, II, Kapitel 2, §26).
Nicht anders schreibt Arthur Schopenhauers Mutter Göthe, die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer, die Goethe in Weimar regelmäßig zum Tee bei sich hatte, und ihn sehr gut kannte. Von ihr ist der Ausspruch „Wenn Göthe ihr seinen Namen gibt, werden wir ihr wohl eine Tasse Tee geben können“ bekannt, als sie Goethes Frau zu mehr Zugang und Ansehen in Weimar verschaffen wollte, um dem Dichter einen Gefallen zu erweisen. Dieser Satz findet sich in einem Brief an ihren Sohn im Jahr 1806.
Johann Wolfgang von Goethe kann daher kaum so geurteilt haben, wie man das heutzutage hört: Dass nur Ungebildete Göthe schreiben. Veröffentlicht wurden Goethes Werke allerdings, wie auch Faust 1808, mit seinem Namen in der heute bekannten Schreibweise. Es ist die Schreibweise, die Goethe selbst bevorzugte – was daran liegen könnte, dass diese Schreibweise dem Französischen näher war, oder dass schon sein Großvater diese Schreibweise eher nutzte.
Damit besteht auch kein Zweifel, dass Goethe die richtige Schreibweise ist. Es war der Wunsch des Namensträgers. Durch seine Popularität, Stellung und vielen Veröffentlichungen konnte sich Goethe mit seiner Schreibweise natürlich durchsetzen. Dieser Name mit entsprechender Schreibweise wurde zur Konvention. Daher ist es falsch, Göthe zu schreiben. Mit Dummheit oder fehlender Bildung hat das nur insofern zu tun, als dass solche Konventionen einem Menschen bekannt sind oder eben nicht. Ein Schulbesuch oder die Goethelektüre können dabei behilflich sein.
Artikelbild: Vorderseite von Goethes Faust 1808. Literatur: Bernhard Fischer/Norbert Oellers (Hrsg.), Beiheift zur Zeitschrift für Deutsche Philologie. Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, Berlin 2011. Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena. Kleine Philosophische Schriften. Zweite und beträchtlich vermehrte Auflage, aus dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers herausgegeben von Julius Frauenstädt. Hahn, Berlin 1862.