Wie Politiker mit Social Media Politik machen

Social Media gehören im 21. Jahrhundert zur Politik, daran gibt es keine Zweifel. Man kann mit Politikern direkt kommunizieren und sich einfacher informieren. Es gibt allerdings auch gute Gründe, der Politik in den Social Media aus dem Weg zu gehen und sich über klassische Medien oder wenigstens jenseits der Politiker-Accounts politisch zu informieren:

Politiker wollen und müssen vereinfachen

Wie der CDU-Generalsekretär Peter Tauber in seinem Social Media Leitfaden 2013 schreibt, müssen Politiker heutzutage junge Menschen im Internet via Facebook, Twitter und Co. ansprechen. Man muss die Wähler abholen, wo sie sind. Bei jungen Menschen helfen keine teuren Anzeigenkampagnen in Zeitungen – es braucht Tweets, Facebook-Umfragen und nette Bilder. In diesem Leitfaden informiert Tauber seine Unions-Mitstreiter über den richtigen Umgang mit den neuen Medien, da das Internet, wie die Kanzlerin meinte, „für uns alle noch Neuland ist“. Seine Ratschläge:

  • Man muss in Bildern sprechen (S.10)
  • Keine komplizierten Texte (S.10)
  • Ohne Bilder kommen wichtige Botschaften nicht an. (S.11)
  • Beiträge müssen so formuliert werden, dass sie möglichst oft geteilt (und gelikt) werden (S.13)
  • einfache Sprache (S. 17)
  • Fremdwörter vermeiden (S.17)

Der Schein ist wichtiger als das Sein

Auf Seite 16 verrät Tauber zwischen den Zeilen, was Machiavelli schon im 16. Jahrhundert schrieb: Der Schein ist wichtiger als das Sein. Peter Tauber kommentiert ein von Obama wohl gestelltes Foto so: Es sei mit Sicherheit kein Schnappschuss, aber die Wirkung wäre gut. Er meint, an seine CDU-Kollegen gerichtet, es sei wichtig, gute Bilder zu produzieren, die eine positive Botschaft vermitteln, eine Geschichte vermitteln, aber dennoch nicht gestellt wirken.

Später fasst er zusammen, dass man immer authentisch sein sollte – wobei er damit ein Ideal fordert und ehrlicher hätte schreiben sollen, dass man immer authentisch wirken sollte.

tauber_obama

infantile Wortspiele helfen

Leider ist sich der CDU-Generalsekretär auch für das Bild-Niveau nicht zu schade und empfiehlt, mit vermeintlich klugen Wortspielchen den politischen Gegner lächerlich zu machen. Für den Bundestagswahlkampf 2013 erwähnt er die Beispiele (S.16), mit denen der SPD-Kandidat Peer Steinbrück bekämpft werden kann: „Problem-Peer“, „Peerfektes Debakel“ oder „25.000 Euro Peer Auftritt“.

Fazit

Vielleicht hat Peter Tauber Recht, und im 21. Jahrhundert kann man nur erfolgreich kommunizieren, wenn man vereinfacht und Komplexes weglässt. Er schildert dabei, wie sich Politik verhalten muss, wenn sie Erfolg haben will. Er schildert nicht, wie man idealerweise kommunizieren sollte (moralisch). Wie den politischen Gegnern auch von der Union regelmäßig vorgeworfen wird, helfen Vereinfachungen in politischen Diskussionen nicht besonders. Erfolg bringen sie aber, wie der CDU-Generalsekratär mit Facebook-Statistiken untermauert. So gesehen könnte man Peter Tauber beinahe als einen Social-Media-Machiavelli bezeichnen – wobei man dabei in der deutschen politischen Landschaft (und auch in den USA) viele Kandidaten findet, die diesem Titel deutlich gerechter werden.

Die Empfehlungen Taubers zur Sprache führen übrigens geradewegs zu einer Grundschulsprache, wie man sie im US-Wahlkampf beobachten konnte: Siehe hier: Lernen von Trump: richtig sprechen


Quellen:

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