Zu großen Städten gehört eine U-Bahn. Doch wie groß ist eine Stadt, wenn sie sich für das Verkehrsmittel U-Bahn entschließt? Können sich auch kleine Städte eine U-Bahn leisten?
Fürth: nicht die Größe allein zählt
Knapp über 110.000 Einwohner hat die Stadt Fürth – und doch hat sie eine U-Bahn. Natürlich hat Fürth bereits eine lange Schienenverkehr-Geschichte, nämlich seit 1835. Da die erste Eisenbahnlinie Deutschlands allerdings nicht besonders nützlich gewesen wäre, wenn sie nicht noch irgendwo hin geführt hätte, kommt Nürnberg ins Spiel. Diese Stadt ist auch der Grund für die U-Bahn in Fürth.
Die Stadt Nürnberg hat derzeit etwa 4-5 mal so viele Einwohner wie Fürth. Auch 1972, als endlich die erste fränkische U-Bahn-Linie eröffnet wurde, hatte Nürnberg etwa eine halbe Million Einwohner. Zusammen mit Fürth und einigen weiteren Städten der Umgebung kommt man auf eine Region mit etwa 3,5 Millionen Menschen. Da ist eine U-Bahn schon deutlich ausgelasteter. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass man mit Siemens die erste vollautomatische (führerlose) U-Bahn-Linie Deutschlands betreibt.
Berlin: eine U-Bahn muss nicht im Untergrund sein
In Städten wie Berlin und Hamburg merkt man, dass eine U-Bahn nicht notwendigerweise im Untergrund sein muss. Folgt man der Definition der UITP, so unterscheidet sich eine U-Bahn von anderen Verkehrsmitteln nicht durch das Niveau, auf dem gefahren wird, sondern hauptsächlich dadurch, dass sie unabhängig von anderen Verkehrsmitteln verkehrt und es keine niveaugleichen Kreuzungen gibt:
Metro-Eisenbahnen sind ein urbanes, sich in ein jeweiliges Nahverkehrsnetzwerk flexibel einfügendes, elektrisch betriebenes Personentransportsystem, das seinen Dienst in hohem Takt und hoher Kapazität anbietet und sich unabhängig von jeglichem anderen Verkehr und Verkehrsteilnehmern auf eigenen Tunnel-, ebenerdigen oder Brückentrassen fortbewegt²
In Berlin braucht man aufgrund der Bevölkerungsentwicklung des 19. Jahrhunderts unbedingt ein neues Verkehrsmittel. Siemens und andere große Unternehmen schmiedeten längst Pläne. 1902 hatte Berlin, mit etwa 1,9 Millionen Einwohnern, endlich die erste U-Bahn-Linie. Heute, mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern ist das Netz deutlich dichter.
Einwohner braucht es – und Geld!
Dass Städte wie Berlin, Hamburg und München eine U-Bahn brauchen, versteht sich von selbst. Es sind große Städte mit vielen Einwohnern. Die Infrastruktur wäre ohne ein paar U-Bahn-Linien deutlich ärmer.
Auch London, der Stadt der ältesten U-Bahn der Welt, ist ohne U-Bahn nicht vorstellbar. Seit 1863 gibt es die London Underground. Doch wenn man sich die Einwohnerzahl des damaligen London betrachtet, so sieht man über 3 Millionen Einwohner. Mit der Zahl hatte Berlin längst ein gutes Netz. Doch London hatte die 3 Millionen Einwohner eben schon zu einer Zeit, in der noch niemand wusste, was eine U-Bahn ist – auch Siemens nicht.
Doch neben der Technik, den Einwohnern und einer gewissen Konzentration von Menschen auf einem geographischen Gebiet braucht es vor allem Geld: Bevor Shanghai im Jahr 1993 endlich seine erste U-Bahn-Linie bekam, hatte diese Stadt schon fast 8 Millionen Einwohner. Heute hat Shangai schon wieder 6 Millionen mehr. Da wundert es nicht, dass die Shanghai Metro eine der am schnellsten wachsenden U-Bahn-Systeme der Welt ist. Diese Stadt hat großen Nachholbedarf und einen gigantischen Wachstum.
²zitiert nach Seite „U-Bahn“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Januar 2016, 21:22 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=U-Bahn&oldid=149715905 (Abgerufen: 9. Februar 2016, 18:19 UTC
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