Farben fallen nicht vom Himmel, auch in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht. In den USA haben die Parteien Farben bekommen, die sie in Europa niemals bekommen hätten. „Links“ ist in Europa rot und „rechts“ ist hier blau oder schwarz. Doch warum ist das so? Ohne Farben sind Karten nur halb so praktisch. Farben helfen, weil man mit ihnen schnell die wichtigsten Informationen aus einer Karte herauslesen kann. Daher wurden Karten bunt, sobald es die Technik erlaubte.
Wie wurden die Republikaner rot und die Demokraten blau?
Farben spielten in der Berichterstattung zu den US-Wahlen erst eine Rolle, als das Farbfernsehen in den 1960ern Verbreitung fand. Zuvor wären Farben ohnehin sinnlos gewesen. Auch die Zeitungen begannen erst zu dieser Zeit mit dem Mehrfarbendruck.
Um die Erfolge der beiden Parteien in den 50 US-Staaten darzustellen, musste man die Staaten voneinander unterscheiden können. Man hätte zwar Schraffierungen usw. nutzen können, doch mit den technischen Möglichkeiten kamen eben die Farben. Einfacher geht es schließlich nicht. Doch die Frage, die sich alle Sender und Zeitungen unabhängig voneinander stellen mussten, war: welche Farbe für welche Partei.
Die Sender und Zeitungen hatten natürlich Glück: Es gab nur zwei wichtige Parteien. Damit war es deutlich einfacher, als es in einem Verhältniswahlsystem gewesen wäre. Man hat sich einfach an der US-amerikanischen Flagge orientiert. Diese ist weiß, blau und rot. Der Rest ist Zufall. Einige Zeitungen und Sender (bzw. deren Graphiker) entschieden sich für blaue Demokraten, andere für rote. Weiß wurde die „Farbe“ der unentschiedenen Staaten.
Dieses Chaos blieb bis Ende der 90er Jahre bestehen, bis endlich alle Sender einheitliche Farben verwendeten. Letzten Endes sind es Graphiker gewesen, die an den heute bekannten Farben „Schuld“ sind. Wenn man Politikwissenschaftler gefragt hätte, wäre man eventuell der europäischen Tradition gefolgt.
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Grafik: Von Gage – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22552779